Der Titel hört sich trocken an, aber die Arbeit ist hochspannend. Und – wenigstens für unsere Seite – mittlerweile beendet.
Der Audioguide für das Gelände von Treblinka II – dem Vernichtungslager – war bisher nur auf Polnisch, Englisch und Hebräisch verfügbar. Für die Bearbeitung in der Sprache der Täter fehlte bisher die Finanzierung und das Know-How für die Übersetzung der einzelnen Stationen. Als Partner wurde der Kinderschutzbund DKSB BV Halle e.V. gefunden, der auch die Schulsozialarbeit an der Janusz-Korczak-Schule Halle trägt. So konnte die Memory of Treblinka Foundation einen Zuschuss über die Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit (SDPZ) erhalten.
Der existierende Text wurde aus den polnischen und englischen Versionen ins Deutsche übersetzt und gemeinsam mit Herrn Bredol von „Form und Inhalt“ feingeschliffen und für das Einsprechen aufbereitet. Dies wird im Sommer von einer Firma in Polen erledigt werden. Die Arbeit am Text zog sich über mehrere Monate hin: Literatur wurde besorgt, um die Zitate der Überlebenden so genau wie möglich wiederzugeben. Um einzelne Worte wurde gerungen: Heißt es „Umsiedler“, „Umgesiedelte“ oder besser „Deportierte“? Sollten die verharmlosenden Begriffe der Nazis benutzt werden, wenn sie sich mit den Beschreibungen der Opfer decken? Wie viel Wissen kann man beim Publikum voraussetzen, das die Gedenkstätte besucht? Erklärt man besser mehr oder geht man davon aus, dass die Besucher Bescheid wissen über die Aktion Reinhardt oder die Aktion T4? Was am Anfang wie eine einfache Übertragungsaufgabe aussah, war am Ende ein Austausch über drei Sprachen hinweg.
Unsere SchülerInnen, die im Oktober 2021 an der Fahrt teilgenommen hatten, haben sich bei Radio Corax, dem lokalen freien Radio getroffen und das Gedicht von Halina Birenbaum „Fahrt nach Trelinka“ eingesprochen. Für die meisten war es der erste Besuch im Studio und ein Gedicht einzusprechen ist schon eine große Herausforderung. Dank des Engagements von Andrea aus der Jugendredaktion war das Gedicht nach drei Anläufen „im Kasten“.

In einem zweiten Anlauf nahmen wir dann noch zehn Minuten mit den Namen und biographischen Angaben von deutschen Treblinkaopfern auf. Reihum lasen wir sie, ihr Alter und ihren letzten Wohnort. Fünf Stimmen, junge und alte, drehten das Karusell der Namen. Zehn Minuten für rund einhundertzwanzig Namen, die wir aus dem Buch der Namen aus den 7993 heute identifizierten deutschen Opfern ausgewählt hatten. 7993 Namen aus den rund neunhunderttausend Opfern, die in Treblinka in nur dreizehn Monaten ermordet worden sind!
Jetzt sind wir gespannt, wie der Audioguide umgesetzt werden wird, denn wir möchten ihn bei unserem Besuch Ende September ausprobieren.