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Die Vorbereitung unserer Fahrt vom 28.10. – 31.10.2021

Herr Lehmann fand eine Möglichkeit, die Reise komplett zu finanzieren. Also wurde ein geeigneter Termin gesucht und es wurden erstmal vor allem Schüler angesprochen, die auch an den Kacheln mitgewirkt hatten.

Er organisierte Unterkunft, Fahrzeuge sowie Unternehmungen vor Ort und recherchierte die Reisebedingungen unter den besonderen Umständen.

Nach kurzer Zeit stand fest, wer mit auf die Reise geht. Das Korczak-Außenteam besteht nun aus 4 Erwachsenen und 7 Schülern: Herr Lehmann, Herr Sponfeldner, Herr Deckwerth und Frau Seimel werden begleitet und begleiten Fabian M. und Jason aus der 7c, Oskar aus der 8., Dominic aus der 9b sowie Djamal, Joel und Alina aus der 9a.

Einige Schüler haben schon besondere Aufgaben übernommen. So wird z.B. der Reiseblog hauptsächlich von Djamal betreut, Joel will ein Reisetagebuch für eine spätere Radiosendung vorbereiten, Fabian und Jason wollen ein Videotagebuch führen und Alina will eine künstlerische Aufgabe übernehmen.

Treffen vor der Fahrt

Ja die Treffen vor der Fahrt was hat man da wohl so gemacht 🤔? Vor der Fahrt haben wir uns dreimal getroffen, um Vorbereitungen für die Fahrt nach Polen zu treffen. Wir haben uns Gedanken gemacht, was man sich in Warschau so anschauen könnte und was man außer der Gedenk-Veranstaltung, die für den Samstag angesetzt ist, noch so machen könnte, denn man ist ja nicht jeden Tag in Warschau. Wir haben besprochen, wie die Zeremonie in Terblinka ablaufen soll und wer welche Redeteile übernehmen wird. Da sind wir schon ein bisschen aufgeregt. Außerdem gab es Zettel zum Ausfüllen und Informationen für unsere Eltern und für uns, eine Packliste…

,,Hab ich auch nichts vergessen“?

Da ist er wieder. Jetzt, wo wir wissen, warum wir fahren, brauchen wir natürlich noch einen Plan für die Dinge, die wir mitnehmen müssen, nicht wahr? Also, wir haben ja eine kleine Liste bekommen mit den Dingen, die wir auf jeden Fall brauchen, Dinge wie: Klamotten auch für schlechtes Wetter, festes Schuhwerk, alles für die persönliche Hygiene (man will ja nicht stinken 😏), Kleidung für die Zeremonie (dunkle Kleidung), persönliche Dinge wie Schreibzeug, ein Buch, Kuscheltier🧸 (warum auch nicht!?), Taschengeld und natürlich nicht zu vergessen das Telefon, nicht wahr?! Für die Grenze brauchen wir natürlich einen Reisepass,(Ausweis, Kinderausweis). Eine Erlaubnis für eine Notbehandlung, falls jemandem das Bein abgenommen werden muss😁. Und natürlich einen PCR-/Antigentest der nicht länger als 48h alt sein darf. Aber ist das wirklich alles? Vielleicht braucht man ja auch noch einen Glücksbringer von der Mutti oder einen Mut-sagenden Spruch vom Vati. Wieso man das brauchen könnte? Eine gute Frage. Vielleicht hat ja jemand besonders schnell oder oft Heimweh und es tut ihm oder ihr gut, etwas von zu Hause bei sich zu haben, was natürlich überhaupt nicht schlimm ist!!! Was natürlich nicht mit dazu gehört, sind Wertgegenstände, z.B die neue teure Uhr vom Vati oder die glitzernde Kette der Mutti. Ich könnte mir vorstellen, dass die Eltern nicht sehr begeistert wären, wenn diese Dinge wegkommen. Und natürlich nehmen wir auch keine Messer oder andere Waffen mit auch nicht zum Schnitzen. Djamal

27.10. 😱 Großer Schock

Seit heute Morgen steht fest: Unser Mann fürs Radio fällt aus! Joel liegt mit einer heftigen Erkältung flach und wird nicht mitfahren können. Mal sehen, ob sich ein anderer Schüler dafür begeistern lässt, Joels Aufgaben zu übernehmen und die geplanten Interviews an seiner Stelle zu führen. Gute Besserung, Joel!🍵


28.10. Es geht los…

Mit kleiner Verspätung (reden wir nicht drüber) sind wir gestartet. Im Bus herrscht beste Laune. Noch.

Die Hälfte ist geschafft.

Ankunft in Warschau

Wir sind wohl auf und sicher in Warschau angekommen. Wir wurden auf  unsere Zimmer aufgeteilt – sie sind echt klein für 2 Personen, aber für diesen kurzen Zeitraum sollten sie ausreichen. Die Fahrt war zwar sehr lustig, aber auch lang und obwohl wir nur gesessen haben, sehr anstrengend. Deswegen ,,Gute Nacht“.

Blick aus dem Fenster

29.10. Die Nacht der dampfenden Socken

Wir sind zurück im Hotel, nach einem Tag der guuut gefüllt war mit Eindrücken aller Art. Wenn es stimmt, dass man eine Stadt erläuft, dann sind wir jetzt alte Hasen, was Warschau betrifft.Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel sind wir zwischen den verglasten Hochhäusern, die wie Pilze aus dem Boden schießen (und zum größten Teil noch nicht fertig sind) zu Fuß zum POLIN, dem Museum für jüdisches Leben. Die zwei Stunden dort vergingen wie im Flug. Djamal wird sicher noch viel mehr dazu erzählen und eine Fotogalerie folgt natürlich auch.Dann waren wir in der Altstadt unterwegs, am Königsschloss, an der Weichsel …Durch die Innenstadt zu Fuß zurück; so sieht man ja mehr. Weniger gefallen hat uns der Autoverkehr. Warschau scheint eine Autostadt zu sein: Staus, Gehupe, rasselnde Straßenbahnen, die sich ihren Weg bahnen.Wir haben gelernt, gegessen, gelacht (ganz viel), gefilmt, fotografiert, Interviews gemacht und gestaunt. Und was die anderen in der Gruppe noch nicht wissen: Wir sind dabei zwanzig Kilometer gelaufen!Mir kommt es so vor, als wären wir schon mehrere Tage hier, dabei sind wir erst seit 24 Stunden in Warschau.Nachher gehen wir ins Restaurant; keine Angst, es ist nur hundert Meter von hier und wollen uns nach dem Essen in einer Art Generalprobe auf den morgigen Tag vorbereiten. Warschau ist nur die erste Station unserer Reise: Morgen geht es zur Zeremonie nach Treblinka. Herr Lehmann

Unterwegs in Warschau

Polin – Museum für jüdisches Leben

Das Polin Museum war fantastisch! Wir haben sehr viele Einblicke in die Jüdische Geschichte bekommen – von Anfang an bis nach dem 2. Weltkrieg, es war ein rauf und runter der Gefühle. Es war eigentlich nie leicht für die Juden. Sie wurden schon immer miserabel behandelt und es wurde nie leichter. Ich kann jedem, der sich für Geschichte interessiert (besonders für die Jüdische Geschichte), dieses Museum nur empfehlen. Man lernt alles, was man über die Juden wissen muss und man bekommt tolle Einblicke in ihr leider nie leicht gewesenes Leben. Djamal

30.10. Treblinka – der eigentliche Grund unserer Reise

Halina Birenbaum

Fahrt nach Treblinka!

Fahrt nach Treblinka! Öffnet die Augen weit Haltet den Atem an Lauscht den Stimmen, die aus jedem Samen der Erde keimen- Fahrt nach Treblinka! Sie warten auf euch Nach der Stimme eures Lebens dürstend den Zeichen eurer Existenz den Schritt eurer Füße einem menschlichen Blick, verstehend, gedenkend ein Hauch von Liebe auf ihrem Staub –

Fahrt nach Treblinka! Aus eigenem, freien Willen Fahrt nach Treblinka! voll der Macht des Schmerzes über die verbrochenen Grausamkeiten aus tiefem Mitgefühl mit einem weinenden Herz, das nicht zustimmt Lauscht den Stimmen mit all euren Sinnen –

Fahrt nach Treblinka! Die grüne, goldene oder weiße Stille erzählt euch dort unzählige Geschichten vom Leben – verboten, unmöglich gemacht, genommen –Fahrt nach Treblinka! Schaut, wie die Zeit dort stillsteht Lauscht der stehengebliebenen Zeit, dem donnernden Schweigen der Toten, den Steinen, Abbilder menschlicher Silhouetten, welche in der Leere weinen Fahrt nach Treblinka, um einen Augenblick lang zu fühlen –

Fahrt nach Treblinka! Pflanzt eine Blume in eine heiße Träne eines menschlichen Seufzens, bei einem Gedenkstein für dieses vernichtete Volk, auf die Erde aus ihrer Asche, ihrem Staub –

Sie warten auf euch in Treblinka Kommt, ihren Geschichten, welche die Todesstille füllen, zu lauschen Werdet durch euer Schweigen eins mit ihnen, um Kunde von eurem Leben zu bringen, ihrem damals verbotenen; Gebt ihnen Liebe, die Leben erweckt

Fahrt nach Treblinka! in allen Generationen – Lasst sie nicht allein!

Heute waren wir, wie ihr sicher schon wisst, in Treblinka auf der Zeremonie – der Höhepunkt unserer Reise. Wir mussten uns über einen sehr steinigen Weg kämpfen, der extra erstellt wurde, um am eigenem Leib zu spüren, wie schwer es für die Juden damals gewesen sein muss, völlig erschöpft und müde aus dem Zug zu steigen und dann ins Lager zu laufen.Wir waren die ersten vor Ort und konnten uns so alles in Ruhe anschauen. Wir standen am Gleis, sozusagen die Endstation der Juden. Das war ein sehr komisches Gefühl, dort zu stehen, da wo vor vielen Jahren die jüdischen Opfer ihr Ende finden mussten. Als Herr Sawicki und die anderen kamen, waren sie wirklich sehr überrascht und froh, dass wir an dieser Zeremonie teilnehmen wollen. Somit war es für uns eine noch größere Ehre, dabei sein zu dürfen. Wir sind dann zur Gedenkstätte gegangen und haben dort die Namen von Korczaks Kindern vorgelesen und unsere Texte. Im Anschluss haben wir uns auf dem Gelände noch ein wenig umgeschaut – viel war ja nicht mehr zu sehen, da die Deutschen alles zerstörten, um zu vertuschen, dass dort Hunderttausende Menschen umgebracht wurden. Danach waren wir ganz schön betroffen, so etwas sieht man ja nicht alle Tage und man kann sich auch nicht wirklich darauf vorbereiten, was die Gefühle angeht. Es war dennoch ein sehr spannendes, aufregendes Erlebnis. Djamal

Worte finden

Wir wussten, dass die Zeremonie – der eigentliche Grund unserer Reise – nichts Alltägliches werden würde. Jeder und jede von uns hat sich ganz sicher Gedanken gemacht: Wer wird kommen? Werde ich meinen Text so votragen können, wie ich es möchte, Was macht der Ort, an dem fast neunhunderttausend Menschen in einem Jahr getötet worden sind, mit mir.Selbst mit all diesen Gedanken und Ahnungen traf uns die Realität ganz anders und deshalb um so tiefer:Ein strahlend blauer Himmel, eine fast absolute Ruhe, freundliche und warmherzige Menschen, die begeistert waren von unseren Schals mit den Namen der Korczakkinder. Interessante Gespräche, gerade auch mit Herrn Sawicki von der Memorial of Treblinka Foundation, der mit seiner Art alle berührt hat: Unaufgeregt unermüdlich tätig zu sein und weiter zu machen, auch wenn die Zeiten – nicht nur in Polen – die Geschichte vergessen zu haben scheinen.Insgesamt waren wir fünfunddreißig Personen, die sich im Kreis am Mahnmal – Standort der ehemaligen Gaskammer – ansahen und das Gedicht Fahrt nach Treblinka! von Halina Birenbaum vortrugen. Auf Polnisch und danach auf Deutsch, jeder von uns mit seiner Strophe. Zwischen dem Verlesen der Namen der Kinder Korczaks sprachen wir Gebete auf Deutsch und auf Polnisch – gleichzeitig. Bei jedem Psalm wurde das Tempo ruhiger, fanden die beiden Sprachen zueinander. Ein Gebet der Hoffnung, nicht allein zu sein auf der Welt und zurecht Vertrauen zu haben in den Lauf der Welt. Vielleicht ist es das, was uns heute fehlt, vielleicht muss man an einen Ort wie Treblinka fahren, um darüber erst wieder nachdenken zu können.

Ich merke, dass es noch ein wenig Abstand braucht, ehe alles in der Erzählung des heutigen Tages seinen Platz findet. Vielleicht auch nicht in einem Blog. Es war für uns alle ein unvergesslicher Tag und der Beginn einer neuen Reise, denn wir haben schon den nächsten Schritt getan, um das Projekt auf eine andere Weise fortzusetzen und darauf freue ich mich ganz besonders. Herr Lehmann

Unser Piroggen-Workshop und noch ein bisschen Stadt

Am Nachmittag waren wir bei Piroggen&more, dort haben – wir wie der Name schon sagt – sehr sehr leckere Piroggen gemacht. Unter der Anleitung einer sehr netten Dame haben wir alle gemeinsam den Teig geknetet, ausgerollt (2mm), befüllt und mit verschiedenen Methoden verschlossen. Es gab natürlich auch vegetarische Piroggen. Im Anschluss haben wir die Piroggen gekocht und natürlich gegessen. Sie waren sehr lecker und haben uns auch sehr gut gesättigt 😋. Djamal

31.10. – Rückreise

Zurück in Halle

Wir sind mit einem lachenden und einem weinenden Auge gefahren. Natürlich wollen alle wieder nach Hause zur Familie, zu Freunden… Aber wir haben uns auch alle sehr an Warschau gewöhnt. Es ist doch immer so: Wenn man sich eingewöhnt hat, muss man wieder gehen. Wir haben so viele schöne, lustige, tolle Erlebnisse miteinander gehabt. Es war eine wunderschöne Reise, aber nun ist sie leider zu Ende 🥺🙂.

Loslassen

Die Fahrt ist beendet und wir haben uns neben den vielen Erfahungen, die wir machen durften, über die Reaktionen der Leserinnen und Leser des Blogs gefreut. Es war ein gutes Gefühl so viele Leute zu wissen, die an unserem Abenteuer Anteil genommen haben.

Neben dem, was wir veröffentlicht haben, gibt es noch viele Dinge, die uns beschäftigen, die drängen, sie in der einen oder anderen Form zu bearbeiten.
Und so arbeitet es in uns.

Die ersten Interviews für Radio Corax sind gemacht und warten darauf, im Dezember geschnitten zu werden. Das Sendedatum machen wir publik, sobald es feststeht. Ein Video ist entstanden, in dem die Aufnahmen aus Warschau verarbeitet wurden. Einige Kostproben werden wir demnächst in den Blog stellen.

Wie so oft ist eine Reise ein Anfang. Wir sind zurückgekehrt, aber uns trägt es weiter. Deshalb planen wir eine Ausstellung, die von unserer Reise berichtet und in die all das mit einfliessen soll, was wir bisher nicht beschreiben konnten. Vielleicht können wir andere Schulen und Einrichtungen gewinnen und die Interesse haben, sie zu zeigen.

Mit der Memory of Treblinka Foundation ist eine dauerhafte Kooperation geplant. Auch im nächsten Jahr wollen wieder mit neuen Schülern eine Fahrt veranstalten. Und wir wollen helfen, den Audioguide für Treblinka auch für deutschsprachige Besucher zugänglich zu machen. Es ist uns wichtig, dass neben polnischen, englischen und hebräischen Besuchern gerade deutsche Gäste tiefer eintauchen können, ergriffen sind (so wie wir es waren) und davon berichten, einmal nach Hause zurückgekehrt.

Es lohnt sich also, weiterhin einen Blick in den Blog zu werfen. Stay tuned, liebes Publikum!

Korczak in Film und Literatur

Die Werke Korczaks lesen sich auch heute – nach über einhundert Jahren – noch sehr lebendig. Sie sind für alle verständlich und nicht nur geschrieben für Menschen, die pädagogisch tätig sind.

Zu nennen wäre zuallererst Wie man ein Kind lieben soll, das bereits 1919 veröffentlicht wurde. Darin gibt er drei Grundrechte an:

  1. Das Recht des Kindes auf den eigenen Tod.
  2. Das Recht des Kindes auf den heutigen Tag.
  3. Das Recht des Kindes, so zu sein, wie es ist.

Diese Rechte ergänzte er 1929 und gibt deshalb auch seinem Buch den Titel Das Recht des Kindes auf Achtung. Denn für ihn ist die Pädagogik nicht die Wissenschaft vom Kind sondern die Wissenschaft vom Menschen. So klar und einfach.

Von seinen Kinderbüchern hat eines besondere Beachtung gefunden: König Macius der Erste. Mit erst elf Jahren wird Macius König und versucht die Rechte der Kinder und die Demokratie zu fördern. Dabei macht er viele Fehler, gewinnt und verliert Freunde und erlebt Abenteuer. Sehr viel von Korczak selbst steckt in der Figur des kleinen Königs, der das Gute will und dessen Ideen oft nicht verstanden werden. Aus heutiger Sicht fühlen sich die Passagen über die „Neger“ und der Besuch Macius bei ihnen, befremdlich an. Für einen Leser des 21. Jahrhunderts klingen sie manchmal rassistisch, Korczak zeichnet sie aber positiv. So wird die afrikanische Prinzessin Klu Klu zur treuen Wegbegleiterin und verläßt ihn auch nicht in seiner schwersten Stunde.

Es gibt ebenfalls eine Zeichentrickserie und daraus einen Film, der Episoden aus dem Buch erzählt. Weniger düster oder besser getragener als das Original und für alle Altersgruppen geeignet.

Wenn in König Macius schon Andeutungen zum Wesen Korczaks stecken, so erfahren wir mehr über ihn im Buch Der König der Kinder von Betty Jean Lifton. Ihre Biographie erzählt seine Lebensgeschichte und gibt Einblicke in seine Pädagogik. Lifton konnte während ihrer Recherche noch mit ehemaligen Bewohnern des Waisenhauses sprechen und schöpft daraus für ihre Erzählung über Korczak. Das Buch ist spannend geschrieben und leicht lesbar. Die Autorin spart auch den Weg Polens und des polnischen Nationalismus‘ nicht aus, der die Arbeit Korczaks in den dreissiger Jahren erschwerte. Die Radiosendungen des „alten Doktors“ zum Beispiel konnten nur unter diesem Titel realisiert werden: Der jüdische Name Korczaks – Goldszmit – sollte im Radio nicht erscheinen.

Lifton zeigt auch sehr gut den zweifelnden Korczak, sein Zögern und sein Gefühl einer anderen – alten – Generation anzugehören, als er in den dreissiger Jahren Palästina besuchte. Seine unermüdliche Helferin, Stefania Wilcsynska, hatte ihn dazu ermutigt.

Das Buch ist nur noch gebraucht zu kaufen, im Internet aber problemlos zu finden.

KorczakEin Film von Andrzej Wajda

Es gibt (bisher) zwei Filme, die sich mit dem Wirken Janusz Korczaks auseinandersetzen. Zwischen beiden liegen fünfundzwanzig Jahre. Der Film „Sie sind frei, Dr. Korczak“ erschien 1974. Andrzej Wajdas Film „Korczak“ erschien 1990. Beide Filme eint, dass sie in schwarz-weiß gedreht wurden, sicherlich nicht aus Budgetgründen.

Wajdas Film setzt mit den Schwierigkeiten Korczaks ein, seine Radiosendung fortzuführen. Selbst sein „List“, nur als „alter Doktor“, ohne Nennung seines Namens, im Radio zu sprechen, verhindert nicht, dass seine Sendung abgesetzt wird. Ein Jude soll im nationalistisch verblendeten Polen nicht im Radio sprechen.

Seine Höflichkeit als Charakterzug hartnäckig sein Ziel zu verfolgen und nur da aufzubrausen, wenn man ihm oder anderen Menschen die Würde abspricht, findet sich an mehreren Stellen im Film. Diese Hartnäckigkeit wird er brauchen, denn nach dem kurzen Krieg und dem Einmarsch der Deutschen findet er sich mit seinen zweihundert Zöglingen im Warschauer Ghetto wieder. Neben dem Kampf ums Überleben muss und will er einen Alltag organisieren mit regelmäßigen Gesundheitskontrollen, Unterricht und Kultur. Er verschließt nicht die Augen vor der Realität, weiß aber, das in den Grenzen des Ghettos, nur das an Würde und Menschlichkeit existiert, was man selbst schöpft und realisiert. Im Angesicht des Unausweichlichen beansprucht er selbst für den eigenen Tod und den seiner Waisenkinder die Würde als freier Mensch zu sterben. So begleiten wir ihn auf seiner Suche nach Nahrung für sein Waisenhaus, seinen Kämpfen mit der deutschen Verwaltung des Ghettos, die ihn zeitweise ins Gefängnis bringen und bei der täglichen Fürsorge für seine Zöglinge.

All das kann den letzten Akt nicht verhindern: Am fünften August wird auch sein Waisenhaus geräumt. Gerade einmal fünfzehn Minuten bleiben ihm und den Waisenkindern, um sich vorzubereiten. Er kündigt einen Ausflug aufs Land an, bittet, alle ihre besten Sachen anzuziehen und in Zweierreihen begeben sie sich zum „Umschlagplatz“ vorneweg Korczak und ein Träger mit der grünen Fahne der Kinder, auf der einen Seite der Davidsstern auf der anderen das vierblättrige Kleeblatt.

In einer Traumsequenz endet der Film: Der abgekoppelte Waggon gleitet langsam auf den Schienen in einer blühenden Landschaft aus und Korczak und seine Kinder strömen heraus und laufen durch die blühende Natur in eine Richtung, die nur ihnen bekannt ist.

Der Film konzentriert sich auf die letzten Lebensjahre Korczaks und läßt auch Platz für seine Mistreiterinnen Stefa Wilczynska und Marina Falska. Letztere versuchte verzweifelt Korczak zum Untertauchen auf der freien Seite Warschaus zu bewegen´. Wie wir wissen, vergebens.

Der Film geht in seinem Ansatz über die Beziehung Juden/Deutsche und das Leben im Ghetto hinaus. Universell ist der Einsatz Korczaks und vieler anderer Menschen überall in der Welt für die Erhaltung der Würde und den Glauben an die grundlegende Gleichheit aller Menschen. Ob im Warschauer Ghetto, in einem Flüchtlingslager, in Gefängnissen oder Orten, an denen Menschen nicht frei über ihr Leben bestimmen dürfen.

Der Film ist für rund 15 Euro überall im gut sortierten Internet zu haben.

Rückblicke

Über unsere Fahrt bei Radio Corax

Unser Radio-Mann Joel konnte zwar krankheitsbedingt nicht mitfahren, aber für die Radiosendung hat er sich trotzdem mächtig ins Zeug gelegt.

Zum Nachhören (und Stöbern auf den Corax-Seiten) geht’s hier lang:

https://jugendradio.net/janusz-korczak-und-die-fahrt-nach-treblinka/

oder hier direkt herunterladen:

Alinas Rückblick

Als wir losgefahren sind, hätte ich niemals gedacht, dass die paar Tage in Polen so schön sein können. Aber allein die Fahrt dahin war ja schon lustig und ab da wusste ich: Das werden die schönsten 4 Tage, die ich je in meinen Ferien haben werde. Wir haben während der Fahrt viel gelacht, gesungen und wir haben versucht, einen Film zu kucken, aber die lieben Lehrer haben die wunderschöne Musik nicht ausgemacht. In Warschau gefiel mir besonders das Polin-Museum, da man vieles dazulernen konnte. Wenn man so überlegt, dass so viele Menschen denken, sie wüssten alles besser, aber sie wissen nichts über die jüdische Geschichte. Ich finde es immer noch traurig, dass Hitler so viel „Gutes“ getan hat. Aber was war denn daran gut? Er hat Menschen vergast und so vielen Menschen das Leben genommen, nur weil sie Juden waren. Ich bin ehrlich: Vieles wusste ich selbst nicht. Ich war überrascht, dass das alles wirklich passiert ist. Es ist die schmerzhafte Realität, die man gern ausblendet.

Aber was mir am besten gefallen hat war die Zeit, die wir alle zusammen verbracht haben. Die anderen Schüler und ich saßen am Abend immer auf einer Wiese und sprachen über alles Mögliche, z.B. über die Vergangenheit oder über das, was wir schon alles erlebt haben. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich gesagt, wir bleiben noch eine Woche dort. Die 4 Tage haben sich zwar viel länger angefühlt, waren aber viel zu kurz. Alina

3 Kommentare zu „Unterwegs in Warschau“

  1. Marion GerullBearbeitenTolle Aufnahmen  sieht nach jeder Menge guter Laune und viel Spaß aus Gefällt mirAntworten
    1. Korczakschule Halle BearbeitenEs ist auch echt eine Freude, unsere Kinder mal „privat“ zu erleben (sind ja Ferien und die Teilnahme war absolut freiwillig). So viele lustige Situationen. Stand heute: Gerne wieder!Gefällt mirAntworten
  2. ucfroehlich BearbeitenTolle Fotos bei tollem Wetter-weiter soGefällt mirAntworten

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